Test von Antivirenprogrammen 2020 – eine Zusammenfassung

Wie auch schon die letzten Jahre hat sich die Stiftung Warentest in einer ihrer Frühjahr-Ausgaben Antivirenprogramme angeschaut und deren Eignung getestet, Windows und MacOS Rechner vor Bedrohungen zu schützen. In diesem Artikel fassen wir die zentralen Testergebnisse zusammen und geben Handlungsempfehlungen.

Der Testsieger ist …

In ihrer März Ausgabe hat die Stiftung Warentest insgesamt 28 Antivirenprogramme auf Herz und Nieren geprüft – 19 Schutzprogramme für Windows und 9 für MacOS. Mit mehr als 40.000 Schadprogrammen, bösartigen Websites und Phisingmails haben die Tester die Sicherheitsprogramme traktiert, um zu prüfen, ob sie auch wirklich Sicherheit bieten. Die Tester haben dafür großen Aufwand betrieben. Mit sogenannten Honeypots, d.h. ungeschützten oder wenig geschützten Rechnern, die Angreifer einladen, haben sie ganz aktuelle Bedrohungen eingesammelt und diese auf die Antivirenprogramm losgelasssen.

Der Testsieger im Jahr 2020 für Windows: Avira Antivirus Pro. Auf Platz 2 läuft die kostenlose Avira Free Security Suite ins Ziel. Beide erhalten im 2020er Test der Stiftung Warentest die Gesamtnote 1,5 und Bestnoten für Wächter, Scanner und Phisingschutz. Der deutsche Anbieter Avira war noch im letzten Jahr einer der großen Verlierer: Mit einer Note 2,2 für Pro wie Free Edition fielen die Lösungen aus dem württembergischen Tettnang im Vergleich zu früheren Tests deutlich ab und platzierte sich in der zweiten Hälfte des Testfeldes. Avira scheint zu alter Stärke zurück gefunden zu haben. Der zweite deutsche Anbieter G Data platziert sich abgeschlagen mit der Note 2,1 im hinteren Drittel der 19 Schutzprogramme.

Bei MacOS sieht das Bild anders aus: Den besten Schutz für Apple Geräte bietet Bitdefender und eset jeweils mit dem Qualitätsurteil gut und der Note 2,5. Avira ist mit der Note 3,6 Schlusslicht bei den 9 gestesten Antivirenlösungen für Mac. G Data liegt mit der Gesamtnote 2,9 im Mittelfeld.

Testergebnisse im Detail – Windows

Die Gesamnote setzt sich bei dem Test der Stiftung Warentest aus drei Einzelnote zusammen: Schutzfunktion hat ein Gewicht von 65%, die Handhabung einen Anteil von 25% und die Rechnerbelastung einen Anteil von 10% an der Gesamtnote. Die drei Unterkategorien der Schutzfunktion – Wächter, Scanner und Phising-Schutz – wurden jeweils von “++” bis “–” bewertet. Gleiches gilt für die Installation & Deinstallation sowie den täglichen Gebrauch als Unterkategorien der Handhabung.

test Qualitätsurteil - Antivirensoftware Windows 2020

Die zwei einzigen Antivirenprogramme mit der Testnote sehr gut sind die beiden Avira Programme. Der Microsoft Defender und Sophos Home Free kommen über die Note befriedigend, die ab der Gesamtnote 2,5 vergeben wurde, nicht hinaus. Die übrigen 15 Programme bieten guten Schutz mit Noten zwischen 1,6 und 2,1.

Auffällig ist bei genauerer Betrachtung der Testergebnisse, dass guter Virenschutz umsonst zu haben ist. Die sehr gute Avira Free Security Suite ist kostenlos. Daneben gibt es mit Avast Free Antivirus (1,6), AVG Antivirus Free (1,7), Kaspersky Security Cloud – Free (1,7) und Bitdefender Antivirus Free Edition (2,1) vier weitere Antivirenprogramme mit der Gesamtnote gut. Von diesen vier bieten Avast und AVG sehr guten Schutz.

Schutzfunktion

Note Schutzfunktion - Antivirensoftware Windows 2020

Rechnerbelastung

Der Windows Defender, der sich die letzten Jahre immer weiter verbessern konnte, ist mit der Note 2,6 und dem vorletzten Platz in der Bewertungstabelle deutlich abgeschlagen. Die Schutzfunktion wird von der Stiftung Warentest nur mit 3,1 bewertet. Als mangelhaft bewerteten die Tester den fehlenden Phising-Schutz. Wer richtig guten Schutz haben will, sollte sich also nicht auf die in Windows 10 enthaltene Sicherheitssoftware verlassen. Für den Defender spricht die geringe Rechnerbelastung. Hier zahlt sich die Nähe zu Windows 10 aus. Nur Eset, Norton und McAfee sind ebenso leichtfüssig unterwegs wie der Defender. Andererseits ist die Rechnerbelastung der Antivirenprogramme mit guter und sehr guter Schutzfunktion kaum höher.

Note Rechnerbelastung- Antivirensoftware Windows 2020

Testergebnisse im Detail – MacOS

Die Gesamtnoten der MacOS Programme fangen dort an, wo die der Windows Programme aufhören: Bitfender Antivirus for Mac und Eset Cyber Security Pro als Testsieger erhalten mit der Note 2,5 nur knapp das Testurteil gut. Die Mac-Editionen von Avast, AVG und Norton folgen mit der Note 2,7; Kaspersky Internet Security for Mac erhält eine 2,8. Kein Schutzprogramm für Mac erhält eine Schutznote besser als befriedigend. Das Schlusslicht markiert – wie bereits gesagt – die Avira Free Security Suite for Mac mit der Note 3,6. Erwähnenswert ist, dass die Anbieter Avast, AVG und Avira ihre Mac-Antivirenlösungen kostenlos anbieten.

Durch die geringe Verbreitung von Schadsoftware für MacOS in Kombination mit dessen guter Sicherheitsarchitektur ist auf Mac-Rechnern die Wächter und Scanner-Funktion von geringerer Bedeutung als auf Windows Rechnern. Phising-Attacken sind Mac Nutzer aber genauso ausgesetzt wie Windows User. Den besten Phising Schutz bieten Avast und AVG mit der Note sehr gut. Die Testsieger Bitdefender und Eset erhalten in dieser Rubrik nur die Note gut bzw. befriedigend.

Nach dem Test ist vor dem Test

Zuletzt haben es einige größere Zwischenfälle in die bundesweiten Medien geschafft: der Heise Verlag, der unter anderem die bekannte Computerzeitung c’t verlegt, das Kammergericht Berlin und die Stadtverwaltung von Neustadt mussten vollständig vom Netz gehen. Die Schadsoftware Emotet hatte sich im internen Netzwerk ausgebreitet. Dies macht zwei Dinge klar: Erstens, die Bedrohungslage ist und bleibt hoch. Zweitens, ein gutes Antivirenprogramm gehört auf jeden Rechner – inklusive Macs. Eine Schadsoftware mag dem Apple Geät ggf. nichts anhaben, aber der Mac kann die Viren, Trojaner und anderen Bedrohungen weiterverbreiten. Über E-Mail-Anhänge, USB-Sticks sowie die populären Cloud Services wie Dropbox und iCloud geht das ganz einfach. Die gute Nachricht: Guter Schutz gegen Bedrohungen aus dem Netz kostet wenig bis nichts. Wer sich nicht schützt, riskiert die Gesundheit der eigenen Daten und die seiner Mitmenschen.

geschrieben von

Ralf Dyllick-Brenzinger